Erstmals seit 2010 kein Istanbuler Klub: Trabzonspor ist türkischer Meister

Trabzonspor ist neuer türkischer Meister. Über eine Saison, die den Istanbuler Klubs zu denken geben wird.

Lasst die Party steigen: Edin Visca dreht zum Jubeln ab. imago images
Durch das 2:2 gegen Antalyaspor steht fest, was sich bereits seit Wochen, wenn nicht gar Monaten angebahnt hatte: Trabzonspor ist neuer türkischer Champion. Neun Punkte Vorsprung sind es drei Spieltage vor Schluss auf "Verfolger" Fenerbahce - der in der SüperLig entscheidende direkte Vergleich ging an Trabzonspor (3:1/1:1).
Seit 1985 kam der Meister nur ein einziges Mal nicht aus der bevölkerungsreichsten Stadt der Türkei. Als Bursaspor die erdrückende Dominanz der Istanbuler Klubs durchbrach, landeten Schalke und Bremen in der Bundesliga hinter Meister Bayern München - und Hertha BSC stieg mit nur 24 Punkten als Tabellenletzter ab. Seit der beschriebenen Saison 2009/10 stand Galatasaray fünfmal, Besiktas dreimal, Fenerbahce zweimal und Basaksehir einmal ganz oben.
Es gab aber auch eine Zeit des Aufbegehrens. Und die ist ganz eng mit Trabzonspor verknüpft. Der Traditionsklub war 1976 der erste Meister der 1959 eingeführten SüperLig, der nicht aus Istanbul stammte. Bis 1984 gewann der beliebte Verein vom Schwarzen Meer noch fünf weitere Male den wichtigsten nationalen Titel.
Disziplin und Effizienz als TrümpfeWeil Trabzonspor in dieser Saison derart durch die Liga marschierte, prophezeite der frühere türkische Nationalspieler und heutige TV-Experte Ridvan Dilmen schon Ende des vergangenen Jahres: "Sie sind zu 97 Prozent Meister." Und er sollte Recht behalten.
Die Mannschaft von Trainer Abdullah Avci wies zwar die längste Zeit die beste Offensive wie auch die beste Defensive (nur 31 Gegentore) der SüperLig auf, doch Trabzonspor steht nicht für Spektakel. Disziplin und Effizienz zeichneten den türkischen Champion aus. Zu den zehn Ü-30-Profis im Kader gehört auch der ehemalige Bundesliga-Profi Yunus Malli, der allerdings nur eine Nebenrolle einnahm (sieben Einsätze, sieben Einwechslungen).
Top-Torjäger Cornelius - Galatasaray abgeschlagenOffensiv richten es andere: Top-Torjäger Andreas Cornelius (15 Treffer) war einer der Trümpfe auf dem Weg zum Titel, der Däne traf am Samstag gegen Antalyaspor zur Führung. Auch Marek Hamsik oder Anastasios Bakasetas kamen Schlüsselrollen in Avcis Team zu. Trabzonspor distanzierte die Konkurrenz durch konstant gute Ergebnisse. Zur Winterpause lag der Traditionsklub bereits 14 Punkte vor Fenerbahce.
Den größten Aufholbedarf der Istanbuler Vereine hat fraglos Galatasaray, das in dieser Saison sogar noch darum bangen muss, überhaupt in den Top 10 zu landen. Ab sofort wird der neue türkische Meister der Gejagte sein - zumal der Kader kurz- bis mittelfristig Erneuerung braucht.
Klubboss Ahmet Agaoglu kündigte mit Blick auf seine alternden Stars bereits vor Monaten an: "Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Meisterschaft." Dann kann es ja jetzt losgehen.