Rheinmetall sagt US-Konzernen den Kampf an – „Wir wollen ein World-Wide-Player werden“

- Startseite
- Wirtschaft
Stand: 05.05.2024, 15:52 Uhr
Von: Lars-Eric Nievelstein
DruckenTeilen
Weltweit rüsten Länder auf. Konzerne wie Rheinmetall profitieren davon. Das reicht dem Düsseldorfer Rüstungsriesen nicht.
Düsseldorf – Seitdem Russland den Ukraine-Krieg vom Zaun gebrochen hat, stocken die westlichen Industrieländer ihre Rüstungsindustrie auf. Hinzu kommen chinesische Drohgebärden in Asien und der Krieg im Gaza-Streifen: Panzer, Flugzeuge und vor allem Munition sind gefragt wie lange nicht mehr. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall bekam dadurch zuletzt einige teure Aufträge. Das reicht Rheinmetall allerdings nicht.
60 Milliarden Euro |
10 Milliarden Euro |
700.000 pro Jahr |
Rheinmetall als „Global Player“ – wie kann Europa mit den USA mithalten?
Im Gegenteil: Dem Rheinmetall-Chef Armin Papperger schwebt ein europäischer Rüstungsgigant vor, der es mit den US-amerikanischen Schwergewichten aufnehmen können soll. „Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, ein europäisches Systemshaus zu gründen“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Papperger und berief sich auf eine Aussage, die er vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV) gemacht hatte. Ein solches Systemshaus solle einen Umsatz von 30 bis 35 Milliarden Euro erzielen und „auf Augenhöhe mit amerikanischen Konzernen agieren“.

Rheinmetall könnte hier federführend agieren – der Konzern hatte in der Vergangenheit bereits andere Unternehmen übernommen, darunter den Munitionshersteller Expal aus Spanien. Allerdings seien nicht mehr allzu viele große Player am Markt übrig. In Italien gäbe es noch Leonardo, in Frankreich KNDS. „Wir wollen ein World-Wide-Player werden und das können wir zurzeit aufgrund des guten Cash-Flows aus eigener Kraft“, erklärte Papperger weiter. Auf Nachfrage, ob der Konzern Gespräche mit Thyssenkrupp Marine Systems führe, verneinte der Rheinmetall-Chef.
Wachstum auf allen Ebenen – Rheinmetall peilt zehn Milliarden Euro Umsatz an
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die damit ausgelöste Aufrüstung der NATO-Staaten rechnet Rheinmetall mit weiter steigenden Gewinnen. „Wir werden dieses Jahr zehn Milliarden Euro Umsatz machen“, sagte Papperger. „Ich erwarte, dass wir Ende des Jahres etwa 60 Milliarden Euro Auftragsbestand haben.“ In den USA wolle Rheinmetall ebenfalls wachsen. Hier bemüht sich der Konzern derzeit um einen Zuschlag für die Entwicklung des Nachfolgers für den Bradley-Schützenpanzer. Der Zuschlag für das Projekt könnte Größenordnungen von mehr als 45 Milliarden US-Dollar haben.
Außerdem ist Rheinmetall an den deutsch-französischen Plänen für den Bau eines gemeinsamen Panzer-Systems beteiligt. Neben Rheinmetall und dem französischen Konzern Thales ist hier auch KNDS beteiligt, berichtete Capital. Die Düsseldorfer arbeiten hierbei an den Basistechnologien des Turms. Von einer „Revolution des Landkampfes“ war hier die Rede.
Beschleunigtes Wachstum vorgesehen – neue Deals für Rheinmetall
Durch den Ukraine-Krieg hat Rheinmetall die Produktion drastisch hochgefahren. 2025 will der Konzern bis zu 700.000 Artilleriegeschosse pro Jahr herstellen, teilte er im März mit. Um das zu erreichen, weitere er bereits seine Standorte aus. Eine neue Munitionsfabrik in Niedersachsen zum Beispiel soll pro Jahr bis zu 200.000 Artilleriegranaten produzieren. Für 2024 ist ein beschleunigter Wachstumskurs geplant.
Meine news
Rheinmetalls Portfolio reicht von der Artillerie über Flugabwehr bis hin zu Lastwagen, Munition und Panzern. Zuletzt schloss der Rüstungsgigant einen Auftrag über 2,7 Milliarden Euro mit dem Bund ab: Dafür soll er 123 neue Radpanzer liefern. Für die Auslieferung ist der Zeitraum 2025 bis 2030 vorgesehen. Allerdings gewinnt auch Rheinmetall nicht jeden Deal – erst im April hieß es, dass der Zuschlag für neue Spähpanzer an die Konkurrenz ging. (Laernie mit Reuters)