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Orkantief "Zeynep": Zugverkehr im Norden komplett eingestellt - Nachrichten

Orkantief Zeynep Zugverkehr im Norden komplett eingestellt   Nachrichten
Der zweite Orkan binnen zwei Tagen ist in Norddeutschland angekommen. "Zeynep" wird laut Meteorologen noch heftiger werden als "Ylenia". Die Bahn hat den Betrieb in Norddeutschland eingestellt.

Stand: 18.02.2022 19:03 Uhr

Der zweite Orkan binnen zwei Tagen ist in Norddeutschland angekommen. "Zeynep" wird laut Meteorologen noch heftiger werden als "Ylenia". Die Bahn hat den Betrieb in Norddeutschland eingestellt.

Der Orkan hat am Nachmittag die deutsche Nordseeküste erreicht. Die Windstärken nehmen laut Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Laufe des Abends und der Nacht immer weiter zu. Gegen 22 Uhr hat der Orkan dann vermutlich den ganzen Norden im Griff - auch im norddeutschen Tiefland muss mit Orkanböen bis Windstärke 12 gerechnet werden. An der Nordseeküste werden in der Nacht die höchsten Windgeschwindigkeiten bis 160 Kilometern pro Stunde erwartet. "Zeynep" zieht schnell ostwärts weiter - rund um Rügen werden die schwersten Orkanböen gegen 6 Uhr am Sonnabendmorgen erwartet. In Großbritannien hat Sturmtief "Eunice", wie "Zeynep" dort genannt wird, bereits schwere Schäden angerichtet. Auf der Isle of Wight wurde mit rund 196 Kilometern pro Stunde die höchste je in England gemessene Windgeschwindigkeit registriert, wie der Wetterdienst mitteilte.

DWD ruft höchste Warnstufe aus: Schwere Schäden möglich

Seit dem Nachmittag gilt für den gesamten Norden eine Unwetterwarnung - derzeit bis Sonnabendmorgen um 6 Uhr. Für die Nordseeküste hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) sogar die höchstmögliche Warnstufe ausgegeben und warnt vor extremen Sturmböen. "Es sind unter anderem verbreitet schwere Schäden an Gebäuden möglich. Bäume können entwurzelt werden und Dachziegel, Äste oder Gegenstände herabstürzen", heißt es in der Warnung. Fenster und Türen sollten geschlossen, Gegenstände im Freien gesichert werden. Zudem gelte es, Abstand von Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen zu halten. "Man hat in der kommenden Nacht draußen nichts zu suchen", warnt Wetterexperte Frank Böttcher. Er schätzt den Sturm an der oberen Grenze dessen ein, was meteorologisch an der Küste möglich sei. Er könne historische Dimensionen erreichen.

Rekordwerte wie beim Wind - die möglicherweise auch im Norden die höchsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1890 werden könnten - werden beim Wasserstand nicht erwartet. Allerdings warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vor einer schweren Sturmflut an der Nordseeküste: Am Sonnabend werden das Nacht-Hochwasser bzw. das Morgen-Hochwasser an der ostfriesischen Küste 1,5 bis 2 Meter höher und an der nordfriesischen Küste und im Weser- und Elbegebiet 2,5 bis 3 Meter höher eintreten. Für Hamburg wird der Hochwasserscheitel um 6.12 Uhr erwartet - mit einer Höhe von 2,75 Meter bis 3,25 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Zugverkehr im Norden eingestellt

Die Deutsche Bahn hat ihren Fern- und Regionalverkehr in ganz Norddeutschland eingestellt. Das sagte ein Bahn-Sprecher bei tagesschau24. Der Stopp betrifft auch Teile Nordrhein-Westfalens. Fahrgäste sollen sich laut Bahn unbedingt im Internet über ihre Züge informieren. Wer bis Sonntag reisen wollte, kann sein Ticket zum Beispiel kostenlos stornieren. Auch der SyltShuttle und der Autozug vom Bahnkonkurrenten RDC haben am Nachmittag den Verkehr eingestellt. Die Insel soll erst am Sonnabendmorgen wieder erreichbar sein. Auch der Metronom-Zugverkehr auf den Strecken Hamburg-Bremen, Hannover-Uelzen-Hamburg sowie Göttingen-Hannover ist wetterbedingt eingestellt worden und werde frühestens ab 15 Uhr am Sonnabend wieder aufgenommen, teilte die Gesellschaft mit. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde für alle Linien eingerichtet. In Richtung Hamburg sollen die Busse in Hamburg-Harburg enden. Dort bestehe Anschluss mit der S-Bahn zum Hamburger Hauptbahnhof.

Im NDR Fernsehen läuft um 20.15 Uhr ein ARD extra zum Orkan. NDR Info berichtet rund um die Uhr im Hörfunk sowie um 21.55 Uhr in einer längeren Spätausgabe im NDR Fernsehen über die aktuelle Sturmlage. Zudem gibt es um 0.15 Uhr ein NDR Info extra. Über die aktuelle Situation in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informieren wir Sie zudem jederzeit umfassend auf den jeweiligen Länderseiten:

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Hamburg: Behinderungen auch im Nahverkehr

In Hamburg ist "Zeynep" am späten Nachmittag angekommen. Seinen Höhepunkt soll das Sturmtief in der Hansestadt am Abend und in der ersten Nachthälfte erreichen. Dann sind orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde möglich. Im Stadtteil Bahrenfeld fiel ein Baum um und verletzte ein Kind leicht, das mit dem Fahrrad unterwegs war. Dass keine sehr schwere Sturmflut erwartet wird, liegt nach Angaben von Bernd Brügge vom BSH unter anderem am zeitlichen Ablauf. Das stärkste Windfeld und das Hochwasser fielen zeitlich nicht zusammen.

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Leere Gleise sind im Hamburger Hauptbahnhof zu sehen. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Die Deutsche Bahn hat wegen des Sturms ihren Fern- und Regionalverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands gestoppt. mehr

Schleswig-Holstein: Stürmische Böen am frühen Nachmittag an der Westküste

Bereits am frühen Nachmittag ist "Zeynep" laut NDR 1 Welle Nord auf die Westküste von Schleswig-Holstein getroffen. "Das stärkste Sturmfeld erwarten wir zwischen 21 und 2 Uhr. In diesem Zeitraum kann es landesweit zu schweren Orkanböen mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde kommen", sagte Meteorologe Sebastian Wache von WetterWelt. Zwar könne es zwischenzeitlich zu Abschwächungen kommen. "Jedoch könnten Schauer das ganze wieder anheizen. Wir müssen in allen Landesteilen mit einer vollen Orkanstärke rechnen", so Wache. Wegen der häufigeren Orkanböen im Flach- und Binnenland dürfte das Orkantief demnach nochmals gefährlicher werden als "Ylenia". "Das hat der Natur auch schon ordentlich zugesetzt, wir haben viel Wasser und somit auch sehr weiche Böden." Bäume hätten nicht mehr so viel Halt. Deshalb sein Rat an alle, möglichst das Haus nicht zu verlassen.

Niedersachsen: "Zeynep" wirkt sich ab dem Nachmittag aus

In Niedersachsen werden die ersten Auswirkungen von "Zeynep" ab dem Nachmittag erwartet. Insbesondere auf den Ostfriesischen Inseln und an exponierten Lagen muss laut DWD mit extremen Orkanböen gerechnet werden. Es sei eine "außergewöhnliche Lage" mit Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde, sagte Andreas Friedrich vom DWD. Der Orkan könnte der stärkste an der Küste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1890 werden. Es gelte deshalb die höchstmögliche Warnstufe. Da der Sturm auch weiteren starken Regen bringen wird, wird aus den Talsperren der Harzwasserwerke kontrolliert Wasser abgelassen, um Platz zu schaffen. Laut einer Unternehmenssprecherin sei die Herausforderung, dass Orkan und große Niederschlagsmengen zusammenfallen. Demnach müssten möglicherweise von umgestürzten Bäumen versperrte Wege zu den Hochwasser-Entlastungsanlagen schnell freigeräumt werden. Für das Wochenende wurde deshalb die Personalbereitschaft erhöht.

Mecklenburg-Vorpommern: Orkantief tobt bis Samstagmorgen

Auch Mecklenburg-Vorpommern soll das Orkantief in der Nacht erreichen. Während vor allem "Ylenia" relativ lange über das Land blies, zieht "Zeynep" laut Meteorologen als sogenannter Schnellläufer vergleichsweise zügig gen Osten. "Es wird heftig", prophezeite Stefan Kreibohm vom Wetterstudio Hiddensee. Dem Land stehe ein Sturm bevor, wie es ihn seit Jahren nicht mehr im Nordosten gegeben habe. Orkanböen im Binnenland mit bis zu 140 und an der Ostsee mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde seien möglich. "Bleibt in der Nacht zum Sonnabend einfach da, wo Ihr gerade seid, am besten daheim, und nicht draußen unterwegs sein. Es ist zu gefährlich", appellierte Kreibohm auf Instagram. Wegen des Sturms hat die Fahrreederei Scandlines abermals Fahrten zwischen Rostock und dem dänischen Gedser ausgesetzt. Frühestens am Sonnabendvormittag sollen die Fahrten wiederaufgenommen werden.

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Kaum Fährverkehr zu den Inseln im Norden

Zu den Ostfriesischen Inseln fuhren am Donnerstag keine Fähren. Für heute und morgen gibt es bereits Fahrplanänderungen - etwa für die Fähren nach Borkum und Langeoog. So legte die Fähre von Emden nach Borkum heute bereits um 11 Uhr ab und nicht um 14 Uhr. Die Abfahrt um 17.45 Uhr entfällt. Der Schiffsverkehr nach Langeoog wurde ab 14 Uhr eingestellt. Auch zwischen Cuxhaven und Helgoland werden nach Angaben der Reederei Cassen Eils heute und am Sonnabend weiter keine Schiffe fahren. Ob der Betrieb am Sonntag wieder aufgenommen wird, soll am Sonnabend entschieden werden. In Schleswig-Holstein blieben viele Fähren zu den Nordfriesischen Inseln und Halligen wegen des Sturms in den Häfen. Die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) teilte mit, dass sie auf der Föhr-Amrum-Linie mit angepasstem Fahrplan fährt. Passagiere sollten sich vor Fahrtantritt über die Webseite der W.D.R. informieren.

Ausfälle auch im Flugverkehr

Die Lufthansa hatte für gestern deutschlandweit vorsorglich etliche Verbindungen gestrichen. Aktuelle Infos über Starts und Landungen gibt es im NDR Text ab Seite 710.

Harz: Vor Betreten der Wälder wird wegen Sturmschäden gewarnt

Besonders stark traf das Sturmtief "Ylenia" in der Nacht zu Donnerstag den Harz. In der Spitze wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 156 Kilometern pro Stunde gemessen. Der Wert sei kurz nach Mitternacht aufgezeichnet worden, sagte ein DWD-Sprecher. Er wies darauf hin, dass die Zahlen noch vorläufig seien. Die Verwaltung des Nationalparks Harz rät wegen der Sturmschäden dringend vom Betreten der Wälder ab. Es bestehe durch abbrechende Äste und umstürzende Bäume eine "akute Gefahr für Leib und Leben", sagte ein Sprecher.

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NDR 1 Niedersachsen | NDR Info | 17.02.2022 | 14:00 Uhr
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