Migrationsforscher warnt vor großer Fluchtbewegung aus der Ukraine

20 Prozent der Flüchtlinge kommen nach Deutschland
Der Migrationsforscher kritisierte, dass die Politik hierzulande auf ein solches Szenario überhaupt nicht vorbereitet sei. Eine so hohe Zahl an geflüchteten Menschen könne man nur durch Ausnahmeregelungen bewältigen, wie etwa die Errichtung großer Camps, die Beschlagnahmung von Wohnraum oder die Zwangsunterbringung in Hotels.
Düvell betonte allerdings, dass dies ein Extremszenario sei. Die genaue Zahl der Geflüchteten hänge letztlich davon ab, welche Gebiete Russland dauerhaft unter seine Kontrolle bringen könne. Würde Russland die gesamte Ukraine besetzen, wäre rein rechnerisch mit 10 bis 20 Millionen Flüchtlingen zu rechnen. In der Vergangenheit seinen davon 85 Prozent nach Europa gekommen, davon jeweils 20 Prozent nach Deutschland und Polen. Würde Russland hingegen lediglich den Rest des Donbass und der Region Saporischschja besetzen, würde dies maximal zwei Millionen Menschen betreffen.
Jüngere flüchten eher als Ältere
Bei den Ukraine-Flüchtlingen ist nach Angaben von Düvell zudem nach Altersgruppen zu unterscheiden. Die Jüngeren bis 45 Jahre seien dabei diejenigen, die am ehesten fliehen würden. Bei den Älteren hingegen, die teilweise noch das "alte Sowjetregime" kennengelernt hätten, sei eine Flucht weniger wahrscheinlich. Zudem würden nach Einschätzung des Osnabrücker Migrationsforschers wohl viele Männer fliehen, die derzeit noch in der ukrainischen Armee sind. Düvell nannte in dem Zusammenhang eine Zahl von einer Million.