Kein Oscar für Barbie: Gerwig und Robbie übergangen

Meinung
Oscar-Nominierungen Greta Gerwig übergangen: Von wegen Barbieworld – in Hollywood herrscht immer noch das Kendom

Greta Gerwig, Margot Robbie, America Ferrera und Michael Cera besuchen am 28.11.2023 die Barbie-Vorführung und die Fragerunde im DGA Theater in New York.
© Marion Curtis/StarPix for Warner Bros./startraksphoto.com / Imago Images
von Julia Hackober
24.01.2024, 12:42 2 Min.Ken ist für einen Oscar nominiert – aber Barbie nicht? Die Academy übergeht Margot Robbie als beste Hauptdarstellerin und Greta Gerwig als Regisseurin, Ryan Gosling darf indes gleich zweimal hoffen. Womit mal wieder bewiesen wäre: Hollywood tut sich schwer mit mutigen Frauen.
Die Oscar-Nominierungen 2024 stehen. Und "Barbie"-Fans sind entsetzt: Der Film ist zwar in acht Kategorien für eine Trophäe nominiert, etwa für den "Besten Film" und fürs "Beste Kostümdesign" – aber ausgerechnet Regisseurin Greta Gerwig und Margot Robbie als Hauptdarstellerin gingen leer aus.
Moment mal: Die beiden Frauen also, die den popkulturellen Megahit des vergangenen Jahres ersonnen und die die wohl berühmteste und umstrittenste Puppe der Welt so klug wie charmant zum Leben erweckt haben, die mit ihrer Kreativität und Leidenschaft dafür gesorgt haben, dass Menschen wieder ins totgesagte Kino strömen – die beiden Frauen wurden übersehen? Da stimmt doch was nicht.
"Es gibt keinen Ken ohne Barbie"
Verzeihung, aber diese Entscheidung mutet absurd an. Zumal Ryan Gosling als Ken gleich zweimal eine Trophäe gewinnen könnte, als bester Nebendarsteller und für seinen Song "I’m just Ken" – eine, wie sollte es anders sein, Hymne über fragile Männlichkeit. Nichts gegen Goslings Performance im Film, aber sogar er selbst scheint sich dafür zu genieren, dass nun ausgerechnet ihm die Lorbeeren des gigantischen Barbie-Erfolgs zufallen sollen (der Film spielte an den Kinokassen über eine Milliarde US-Dollar ein). Er sei mehr als enttäuscht darüber, dass Gerwig und Robbie als die Hauptverantwortlichen für den Barbie-Film in ihren jeweiligen Kategorien nicht nominiert worden sind, ließ Gosling in einem Presse-Statement verlauten, denn: "Es gibt keinen Ken ohne Barbie".

Mojo-Dojo-Casa- Oscar? Weder Margot Robbie noch Greta Gerwig sind bei den Osacars 2024 nominiert.
© Jaap Buitendijk / Warner Bos. / Courtesy Everett Collection / Imago Images
Dieser Gedanke leuchtete offenbar allen ein, nur der Oscar-Jury nicht ein – die sich ohnehin seit Jahren den Vorwurf gefallen lassen muss, nicht divers genug besetzt zu sein und deshalb mit ihren Entscheidungen immer wieder phänomenal neben dem Zeitgeist zu liegen. (13 Nominierungen für den unerträglich konventionellen Vermeintlich-geniale-Männer-drehen-Filme-über-vermeintlich-geniale-Männer-Streifen "Oppenheimer" von Christopher Nolan – really?!)

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30.08.2023Auf perfide Art selten dämlich
Man mag ja vom Barbie-Hype halten, was man will. Man kann hinterfragen, ob der Film wirklich so feministisch ist, wie er zu sein vorgibt, man kann kritisieren, dass der Film halt nicht nur cineastische Rundumunterhaltung ist, sondern vor allem ein genialer Corporate-Marketing-Streich für die "Barbie"-Firma Mattel.
Alles legitim.
Aber: "Barbie" illustriert als knallige Satire die verzerrten Standards, nach denen Männer und Frauen selbst in der Ära von Gleichberechtigungs-Hashtags immer noch bewertet werden. Ausgerechnet bei diesem Film dann nicht die kreativen Einzelleistungen exakt der Frauen zu honorieren, die das Spektakel ersonnen und in Margot Robbies Fall auch noch produziert haben – das wirkt auf perfide Art und Weise dämlich. Und erinnert an die Filmszene in "Barbie", in der Goslings aus der Barbieworld entwischte Ken von einem Firmenboss darüber aufgeklärt wird, dass das Patriarchat in der echten Welt immer noch sehr intakt sei: "Wir verstecken es inzwischen nur besser."
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