Gold-Höhenflug: Ist jetzt der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen?

Edelmetall Gold-Höhenflug: Ist jetzt der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen?

Der Preis für die Feinunze Gold steigt und steigt
© Ulrich Baumgarten / Picture Alliance

von Christina Keppel
05.04.2024, 07:00 3 Min.Die Gold-Rally hält unvermindert an, der Preis eilt von Rekord zu Rekord. Was heißt das für Anleger? Sollten Sie den hohen Preis nutzen, um Gewinne mitzunehmen?
Gold knackt die nächste historische Bestmarke: Am frühen Donnerstagmorgen erreichte der Preis 2304 US-Dollar je Feinunze. Das ist die Fortsetzung einer Rally, die bereits seit einiger Zeit andauert. Seit Jahresbeginn hat sich Gold um mehr als elf Prozent verteuert, seit Ende November des vergangenen Jahres liegt der Preis durchgehend über der psychologisch wichtigen Signalmarke von 2000 US-Dollar.
Schon vor November 2023 zeigte Gold eine stabile Jahres-Performance: Laut Branchenverband World Gold Council (WGC) ging die Goldnachfrage – bestehend aus den Zukäufen der Zentralbanken, des Schmuck-, Tech- und Investmentsektors – zwar um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4448 Tonnen leicht zurück. Rechnet man aber den außerbörslichen Handel (OTC) hinzu, der einen erheblichen Einfluss auf den Goldpreis haben kann, lag die gesamte Nachfrage bei einem Rekordwert von 4899 Tonnen und damit rund fünf Prozent über der gesamten Nachfrage im Jahr 2022.
Zentralbanken rüsten sich für stürmische Zeiten
Ausschlaggebend für die hohe Nachfrage sind nach Meinung von Experten unter anderem die Zukäufe von Zentralbanken, insbesondere der chinesischen. Der WGC verweist in einer Pressemitteilung auf das große Interesse der Notenbanken an dem Edelmetall: Demnach haben sich Käufe der Zentralbanken seit 2022 in rasantem Tempo fortgesetzt. „Im vergangenen Jahr erreichte die Nachfrage mit 1037 Tonnen den zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen und lag damit nur 45 Tonnen unter dem Vorjahreswert“, so der WGC.
Die Zentralbanken betrachten Gold, ähnlich wie viele Privatanleger, als sicheren Anlagehafen in stürmischen Zeiten. Und die könnten im Super-Wahljahr 2024 ins Haus stehen. Sollte beispielsweise in den USA Ex-Präsident Donald Trump wieder in das Weiße Haus einziehen, gehen Ökonomen von einem verschärften Handelskonflikt zwischen den USA und China aus. Auch in Kriegsrisiken sehen Experten einen wichtigen Treiber für die Goldnachfrage. Aktuell ist insbesondere die Gefahr eines Krieges im Nahen Osten sehr hoch. Und der Ukrainekrieg hält mit unverminderter Härte an.
Goldpreis reagiert auf Zinserwartungen
Auch die Erwartung an eine Zinssenkung in den USA stützt die Gold-Rally. Ein niedriges Zinsniveau gilt als positiv für Edelmetalle wie Gold, die keine laufenden Erträge abwerfen. Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed richtet sich nach den Prognosen der Kerninflation, die zuletzt wieder leicht gestiegen sind. Das dürfte den Druck für Zinssenkungen erst mal mindern. „Grundvoraussetzung für eine Zinssenkung ist, dass die Fed von einem nachhaltigen Rückgang der Teuerungsrate Richtung Zwei-Prozent-Ziel überzeugt ist“, kommentierte KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Vom Tisch sind die Zinssenkungen deshalb aber nicht: „Die US-Notenbank dürfte zwar erst später damit beginnen, ihre Zinsen zu senken, abgeblasen sind die Zinssenkungen aber nicht“, sagt die Leiterin der Rohstoffanalyse bei der Commerzbank Thu Lan Nguyen.
Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang sind die US-Arbeitsmarktberichte. Der nächste wird für diesen Freitag erwartet. Ein starkes Beschäftigungswachstum kann zu steigenden Löhnen und höherem Konsum führen. In einem solchen Szenario wäre die Zentralbank geneigt, ihre Zinsen hoch und damit die Inflation im Zaum zu halten. „Wenn die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft den Erwartungen entspricht oder schlechter als erwartet ausfällt, wäre dies positiv für das Potenzial einer Zinssenkung, was sich wiederum positiv auf den Goldpreis auswirken würde", sagte Michael Langford, Chief Investment Officer bei Scorpion Minerals der Nachrichtenagentur Reuters.
Chancen für Anleger
Für Privatanleger, die bereits Gold besitzen, stellt sich aufgrund der Preis-Rally der vergangenen Monate nun die Frage, ob sie verkaufen und Gewinne mitnehmen sollen. „Eine leichte Abwärtskorrektur in den kommenden Tagen aufgrund von Gewinnmitnahmen wäre nicht verwunderlich“, sagt Rohstoffexpertin Nguyen. Tatsächlich verkaufen aktuell insbesondere Privatanleger ihre Bestände: Deutsche Anleger haben im März 4,8-mal so viel Gold verkauft, wie sie gekauft haben. Das zeigen Daten des Gold-Marktplatzes Bullion Vault.
Doch Gold verliert deswegen nicht zwingend an Stärke. So setzen neben China auch die Notenbanken vieler Schwellenländer weiter stark auf Gold-Zukäufe, um ihre Währungen zu stärken. Es handele sich deshalb bei den Gewinnmitnahmen nicht um eine Flucht aus dem Markt, sondern um eine Umschichtung, sagt Adrian Ash, Director of Research von Bullion Vault. „Da die Zentralbanken, allen voran China, außerordentliche Preise für Gold zahlen, sind westliche Anleger zunehmend bereit, zu verkaufen und bei diesen historischen Höchstpreisen Gewinne mitzunehmen“, so Ash.
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