Konjunkturstimmung im Euroraum bricht ein


Die vom Beratungsunternehmen Sentix gemessene Wirtschaftsstimmung im Euroraum ist im März wegen des Ukraine-Kriegs stark eingebrochen. Gegenüber dem Vormonat fiel der Sentix-Konjunkturindikator um 23,6 Punkte auf minus 7,0 Zähler und damit auf den niedrigsten Wert seit November 2020, wie das Beratungsunternehmen Sentix am Montag in Frankfurt mitteilte. Der Einbruch fiel deutlich stärker aus, als Experten erwartet hatten.
Besonders deutlich sind die Erwartungen der Anleger gefallen. Der Subindex gab fast 35 Punkte auf minus 20,8 Zähler nach. "Dies gab es in der rund 20-jährigen Sentix-Konjunkturindex-Historie noch nie", kommentierte Sentix die aktuellen Umfrageergebnisse. "Die mehr als 1200 von Sentix befragten Anleger sehen eine weit größere Beeinträchtigung auf die Wirtschaft in Euroland zukommen, als dies bislang allgemein erwartet wurde", hieß es weiter. "Der Einbruch ist weitaus dynamischer, als dies die rund 2 Prozent Jahresumsatzes erwarten ließen, den beispielsweise deutsche Unternehmen in Russland erzielen."
Es bestehe vielmehr die Angst, dass die stark steigenden Energiekosten und der hohe Preisdruck auf Nahrungsmittel die Inflation weiter anheizten. Zudem sei der Handlungsspielraum der Notenbanken begrenzt. "Darauf deutet das Sentix Themenbarometer Inflation hin, das im März einen neuen Allzeitrekord erreicht. Dies verdeutlicht das Dilemma, in dem sich die EZB befindet. Die Inflationstendenzen machen eine frische Stimulierung der Konjunktur nahezu unmöglich. Im besten Fall könnte der angekündigte, restriktivere Kurs abgesagt beziehungsweise weit in die Ferne verschoben werden."
Der Sentix-Indikator ist eine Umfrage unter Finanzmarktteilnehmern und damit in etwa vergleichbar mit den ZEW-Konjunkturerwartungen. Analysten messen der Umfrage Bedeutung zu, weil sie sehr früh im jeweiligen Berichtsmonat veröffentlicht wird und damit eine Art Taktgeber für andere Indikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima sein kann.