BVG-Streik: „Verlorene“ Touristen und verlassene U-Bahnhöfe

Berlin. Am Freitagmorgen ging in Berlin bei Bussen, Trams und U-Bahnen nix. Reporter der Berliner Morgenpost waren in der Stadt unterwegs.
Streik bei der BVG: Von 3 bis 10 Uhr standen alle Busse, Trams und U-Bahnen still. Nichts fuhr. Was war am Freitagmorgen in Berlin los? Wie wirkte sich der Streik auf die Hauptstadt aus? Was haben die Menschen erlebt? Die Berliner Morgenpost hat eine Reporterin und zwei Reporter beauftragt, sich einmal in Berlin umzusehen. Sie waren in Pankow, in Friedrichshain-Kreuzberg, am Alex, am Hauptbahnhof oder am Ostkreuz unterwegs.
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Das haben die Reporter Iris May, Dirk Krampitz und Alexander Rothe am Freitagmorgen auf ihren Streifzügen beobachtet. Hier sind ihre Eindrücke.
BVG-Streik: Iris May trifft „verlorene“ Touristen am Hauptbahnhof
Am Berliner Hauptbahnhof sind einige Touristen verloren, weil sie sich auf Google verlassen haben. Da steht nichts von einem Streik. Charles und Silvain beispielsweise kamen mit dem Nachtzug aus Paris. Beide warten am Hauptbahnhof vergeblich auf einen Bus. Auch ein Tourist aus Russland, der ins Estrel möchte, ist verzweifelt, weil keine Busse fahren.
Das Problem: An den Bushaltestellen weist nichts darauf hin, dass die Busse nicht fahren. Bei drei Touristen aus Vietnam wären die Hinweisschilder nicht so wichtig – sie könnten sie sowieso nicht lesen.

Frederic und Milane aus Paris wollen nach Kreuzberg, wissen am Berliner Hauptbahnhof nicht, wie es weitergeht. © Iris May | Iris May
Am S- und U-Bahnhof Pankow sieht Iris May, dass die Fahrradständer völlig überfullt sind. Die Tore zur U2 sind mit Gittern versperrt. Auf einem Display steht: „Ansagen beachten!“ Vor Unregelmäßigkeiten bei der S-Bahn werde gewarnt.
Am U-Bahnhof Alexanderplatz ist auch nach Streik-Ende, also nach 10 Uhr, auf den Anzeigen zu lesen, dass der Zugverkehr weiter unregelmäßig sei.

Berlin-Alexanderplatz: Die BVG bittet um Geduld. © Iris May | Iris May
BVG-Streik: Alexander Rothe am Ostkreuz und an der Friedrichstraße
Niko Bernd aus Strausberg steht am Ostkreuz. Sein Ziel: „Mich betrifft der Streik kaum, denn ich fahre normalerweise mit dem Auto und der S-Bahn.“ Die sei heute Morgen relativ leer gewesen. „Ich glaube, viele Leute sind heute im Home Office geblieben.“

Der S-Bahnhof Ostkreuz am Freitagmorgen. © Alexander Rothe | Alexander Rothe
Voller wird es hingegen, als Niko Bernd in die Ringbahn umsteigt. Mit ihm steigt eine Frau ein, die namentlich nicht erwähnt werden möchte, aber dennoch ihrer Gereiztheit Ausdruck verleiht: „Ich muss nach Steglitz und brauche wegen dem Streik deutlich länger.“ Neben ihr ein klappbares Fahrrad, das sie anscheinend als Ersatz für die U-Bahn nutzt.
Trotz des Ausfalls von U-Bahnen, Trams und Bussen geht es an den S- und Regionalbahnstationen relativ gesittet zu. Kein Drängeln an den Gleisen, kein Ringen um noch freie Sitzplätze, keine „Von der Tür wegbleiben“-Ansage eines genervten Zugführers. Die meisten Fahrgäste scheinen gut auf den Ausfall der U-Bahnen, Trams und Busse vorbereitet.
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Nur wenige stehen mit fragenden Gesichtern herum. Ein junger Mann blickt an der Friedrichstraße auf eine Hinweistafel, auf der das S-Bahnnetz abgebildet ist. Er muss zu einem Arzt an der Turmstraße in Moabit, wie er in gebrochenem Englisch erklärt. Seinen Namen verrät er nicht, nur dass er spät dran sei. „Wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe, bekomme ich erst am Montag meine Medikamente“, befürchtet er und steigt eilig in eine ankommende S-Bahn.
BVG-Streik: Dirk Krampitz ist in Friedrichshain-Kreuzberg unterwegs

Kein Wort vom Streik am U-Bahnhof Warschauer Straße. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz
Das Kuriose hier: Weder am U-Bahnhof Weberwiese (U5) noch am U-Bahnhof Warschauer Straße finden sich Hinweise darauf, dass gestreikt wird. Die U-Bahnhöfe sind verschlossen, an der Warschauer Straße steht auf einem Schild nur: „Dieser Zugang ist vorübergehend geschlossen.“

An der Tramhaltestelle Warschauer Straße sind Infos zu finden. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz
Immerhin: An der Tramhaltestelle an der Warschauer Straße ist deutlich zu sehen, dass nix fährt.