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BVG-Streik: Fahrgäste tippen wild auf ihren Smartphones

BVGStreik Fahrgäste tippen wild auf ihren Smartphones
In der Hauptstadt gibt es erneut einen BVG-Streik. Reporter Julian Würzer hat sich umgesehen, wie es im Berufsverkehr läuft.

Berlin. In der Hauptstadt gibt es erneut einen BVG-Streik. Reporter Julian Würzer hat sich umgesehen, wie es im Berufsverkehr läuft.

Seit dem frühen Donnerstagmorgen fahren in Berlin aufgrund eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi keine Busse, Trams und U-Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Der Ausstand soll bis Freitag, 14 Uhr, andauern. Lesen Sie auch:Tipps und Tricks – Wie Sie trotz des BVG-Streiks durch Berlin kommen

Streik bei der BVG: Fahrgäste stehen vor verschlossenen Toren

Die Tore zu den U-Bahn-Linien sind verschlossen.

Die Tore zu den U-Bahn-Linien sind verschlossen. © Julian Würzer | Julian Würzer

Die Auswirkungen waren am frühen Donnerstagmorgen am U-Bahnhof Alexanderplatz zu sehen. Dort waren die Tore zu den U-Bahn-Linien verschlossen, das BVG-Büro dahinter war verwaist. Einzelne Fahrgäste standen im Berufsverkehr schon davor, tippten dann wild auf ihren Smartphones und nahmen die Treppe zurück in Richtung der S-Bahnen. Sie fahren, da lediglich Beschäftigte der BVG von dem Arbeitskampf betroffen sind, in dem es um einen neuen Manteltarifvertrag geht. Lesen Sie auch:Streik bei der BVG – Auf diesen Linien fahren mehr S-Bahnen

Kein Gedränge in der S-Bahn trotz BVG-Streiks

Auch am S/U-Bahnhof Friedrichstraße sind die Tore verschlossen.

Auch am S/U-Bahnhof Friedrichstraße sind die Tore verschlossen. © Julian Würzer | Julian Würzer

Am S- und U-Bahnhof Friedrichstraße zeichnete sich am frühen Morgen ein ähnliches Bild wie schon am Alexanderplatz ab. Die S-Bahn war nicht viel voller als an üblichen Tagen des Berufsverkehrs, und die Tore zur U-Bahn waren verschlossen. Vereinzelt nahmen Menschen die Treppen hinab und zeigten sich dann wegen des metallenen Rolltores überrascht.

Menschen warten im S-Bahnhof Friedrichstraße auf einen Zug.

Menschen warten im S-Bahnhof Friedrichstraße auf einen Zug. © Julian Würzer | Julian Würzer

Erst um kurz vor 8 Uhr wurde es am S-Bahnsteig voller. Im Untergeschoss des Bahnhofs Friedrichstraße drängten sich die Fahrgäste, die in Richtung Potsdamer Platz wollten. In der S25 wirkte die Durchsage dann zumindest ein bisschen komisch angesichts des Streiks: Nächster Halt Brandenburger Tor, Übergang zur U-Bahn-Linie U5.

Die Fahrt mit der S-Bahn von der Friedrichstraße zum Hauptbahnhof hingegen war in den Morgenstunden relativ entspannt. Das heißt, der Waggon war zwar voll – aber nicht überfüllt, kein Gedränge. Im Durchgangsbereich konnte man stehen, ohne mit dem Stehnachbarn kuscheln zu müssen.

Hauptbahnhof: Nur wenige Fahrgäste gehen in Richtung U-Bahn

Gähnende Leere im U-Bahnhof Hauptbahnhof.

Gähnende Leere im U-Bahnhof Hauptbahnhof. © Julian Würzer | Julian Würzer

Nächste Station Hauptbahnhof. Der erste Schwung im Berufsverkehr war zu diesem Zeitpunkt bereits durch und wahrscheinlich schon am Arbeitsplatz. Zwischen den Etagen am Hauptbahnhof herrschte reger Betrieb. Menschenströme wanderten vom Untergeschoss zu den S-Bahnen und umgekehrt.

Auch hier verschlug es nur einzelne Fahrgäste in die Seitengänge in Richtung U-Bahn. Dort hatten sie zwar einen wunderschönen Ausblick auf die leere U-Bahnhaltestelle. Aber die Treppe war ebenfalls mit einem hüfthohen Gitter versperrt. Daran befestigt ist ein Schild: „Streik! U-Bahnen, Trams und Busse fahren nicht.“

In der City sorgt der BVG-Streik am Morgen nicht für Chaos

Aufgrund der zahlreichen Alternativen, etwa der S-Bahn, die Regionalzüge, E-Scooter oder bei manchen die Möglichkeit im Homeoffice zu bleiben, schien Berlin am Morgen entlang der Hauptverkehrslinien relativ gut durch den Streiktag zu kommen. Anders dürfte das sicherlich in Gebieten sein, in denen die Menschen dieser Stadt auf Busse, Trams und U-Bahnen angewiesen sind.

U-Bahn und S-Bahn in Berlin – Mehr zum Thema:

BVG: Streik auf dem Rücken der Fahrgäste

Die BVG hatte den Streik am Donnerstag erneut als „völlig unnötig“ kritisiert. „Zugunsten der bundesweiten Dramaturgie verspielt die Gewerkschaft die Chance auf schnelle und gute Ergebnisse für die Mitarbeitenden – und das auf dem Rücken der Berliner Fahrgäste“, teilte das Unternehmen mit.

Mit dem Ausstand will die Gewerkschaft den Druck auf die BVG im laufenden Tarifkonflikt über bessere Arbeitsbedingungen erhöhen. Als Knackpunkt der Verhandlungen in Berlin gilt die Forderung nach einer Verlängerung der sogenannten Wendezeiten auf allen Linien. Verdi will diese Zeit zwischen dem Erreichen der Endhaltestelle und der Umkehr in die Gegenrichtung von derzeit vier auf zehn Minuten erhöhen. Die BVG lehnt das ab. Die Gewerkschaft fordert außerdem Urlaubsgeld und mehr Urlaubstage. Um höhere Entgelte geht es in Berlin in dieser Tarifrunde nicht.

Die Arbeitgeber haben die für diesen Freitag geplante dritte Verhandlungsrunde mit Verweis auf den Arbeitskampf abgesagt. Der nächste reguläre Verhandlungstermin ist für den 11. und 12. März angesetzt.

Auch in anderen Bundesländern rief Verdi zu Ausständen auf. Die Gewerkschaft verhandelt derzeit bundesweit parallel über neue Tarifverträge. Lediglich in Bayern gibt es keine Tarifrunde, weil dort die Verträge noch laufen. Dabei unterscheiden sich die Runden in den jeweiligen Bundesländern voneinander. In einigen geht es um höhere Entgelte, in den meisten aber vor allem um bessere Arbeitsbedingungen. (mit dpa)

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