Thüringen: „Schwarz-braune Freakshow“ – Schirdewan kritisiert TV-Duell mit Höcke

Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder hat die Teilnahme des Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt an einem für Donnerstag (11. April) geplanten Duell im Fernsehsender WELT TV mit dem AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke kritisiert. „Es ist ein Fehler von Voigt, dass er sich mit Höcke zum TV-Duell verabredet hat“, sagte der Wissenschaftler im Interview der Funke Mediengruppe. Voigt trage damit zu „einer weiteren Normalisierung und Etablierung der AfD bei“.
Voigt verteidigte seine Entscheidung auf der Plattform X. „Das TV-Duell mit Björn Höcke ist eine Gelegenheit, die ich ergreife, um zu zeigen, was er für ein Risiko für unser Land und den Wohlstand ist“, schrieb der CDU-Politiker. „Die Auseinandersetzung mit Herrn Höcke ist von zentraler Bedeutung, um seine gefährlichen Ideologien offenzulegen und der Spaltung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken“. Man sei der Diskussion zehn Jahre aus dem Weg gegangen – die AfD stehe derzeit trotzdem bei 29 Prozent in Thüringen. „Ich trete in diesem Duell für die Werte unserer Demokratie ein.“
Schirdewan fordert CDU-Chef Merz auf, TV-Duell zu unterbinden
Auch Jan Philipp Burgard, Chefredakteur von WELT TV, äußerte sich. „Ich bin überzeugt von diesem Duell, da gibt es keine Zweifel“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben neben Kritik auch Zuspruch bekommen.“ Es sei ein Versuch, eine neue Qualität der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der AfD zu finden.
Am Dienstag hatte der Linke-Parteichef Martin Schirdewan CDU-Chef Friedrich Merz zum Einschreiten aufgefordert. „Wer Höcke eine Bühne bietet, macht sich zum Komplizen“, sagte der Linke-Co-Parteichef WELT. Das Duell der beiden Thüringer Spitzenkandidaten dürfe nicht stattfinden. „Die CDU adelt den braunen Hetzer so zum seriösen Gesprächspartner und macht ihn salonfähig“, so Schirdewan. „Ich fordere CDU-Chef Friedrich Merz auf, jetzt ein Machtwort zu sprechen, um diese schwarz-braune Freakshow zu unterbinden.“
Auch die Thüringer SPD sprach sich gegen das TV-Duell aus. Auf der Onlineplattform X hieß es: „Guck lieber Wolf of Wall Street statt Wolf im Schafspelz“. Mit „einem schwarz-braunen Duell“ könne man sich sonst den Abend „vermiesen“.
Höcke und Voigt werden am Donnerstagabend im Fernsehsender WELT TV über Europapolitik und andere Politikfelder diskutieren. Vorausgegangen waren ein WELT-Interview mit Voigt und daran anschließend ein Streit zwischen ihm und Höcke auf X, der sich insbesondere um die Existenzberechtigung der Europäischen Union entsponnen hatte. Nach längerem Schlagabtausch einigten sich Höcke und Voigt auf eine öffentliche Diskussion. Voigt kündigte an, die „wohlstandsgefährdende Anti-Europapolitik“ der AfD auseinandernehmen zu wollen. Die Thüringer CDU unterstützt ihren Spitzenkandidaten bei X.
Nach Insa-Prognosen vom März führt die AfD die Umfragen zur kommenden Landtagswahl (31 Prozent) an, gefolgt von der CDU (21 Prozent) der Linken von Ministerpräsident Bodo Ramelow (18 Prozent). Dabei beobachtet das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz Höckes Partei als „erwiesen rechtsextremistisch“. Höcke selbst war 2015 Mitbegründer der rechtsextremen parteiinternen Strömung Flügel, die inzwischen offiziell aufgelöst wurde.
Währenddessen forderten die Organisatoren einer Online-Petition die Moderatoren auf, Höcke nicht „mit Samthandschuhen“ anzufassen und ihn mit „harten Fragen und Fakten“ zu konfrontieren. „Das TV-Duell ist der Versuch, Aussagen kritisch zu hinterfragen“, hatte Burgard bereits im Vorhinein klargestellt. „Unabhängig davon, ob sie den eigenen Werten entsprechen.“
Das von Tatjana Ohm und Jan Philipp Burgard moderierte Duell wird am Donnerstag, 11. April, um 20.15 Uhr auf WELT TV ausgestrahlt sowie live auf welt.de übertragen.
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