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SAP ... die Cloud kommt nicht so richtig ins Laufen (Aktie im Fokus)

SAP  die Cloud kommt nicht so richtig ins Laufen Aktie im Fokus
Europas größter Softwarehersteller SAP <DE0007164600> hat im vergangenen Jahr verlorenen Boden gutgemacht. Vorstandschef Christian Klein gab mit dem neuen Cloud-Produktbündel namens "Rise" die Marschroute vor, der Umstieg der Kunden und damit auc

Klein hatte nach der Amtsübernahme von Vorgänger Bill McDermott im Herbst 2019 einiges aufzuräumen, der US-Manager hatte viele Cloudunternehmen eingekauft, um SAP in dem Bereich besser aufzustellen, aber die Integration der Zukäufe in den Kernkonzern schleifen lassen. Der Prozess ist Kleins Angaben zufolge mittlerweile weitgehend abgeschlossen. Doch Schwächen hat der jüngste Dax-Chef in der Sparte mit Software zur Nutzung über das Netz weiterhin ausgemacht.

So hob er Anfang vergangenen Jahres das Produktbündel "Rise" aus der Taufe, weil es den Kunden einfacher gemacht werden sollte, auf die Cloudversion der SAP-Kernsoftware S/4Hana umzusteigen. Denn SAP wuchs mit den eigenen Angeboten nicht mehr schnell genug, vor allem bei der Software zur Unternehmenssteuerung und zur Geschäftsprozessanalyse. Hier übernahm SAP vergangenes Jahr zudem den Berliner Anbieter Signavio für rund eine Milliarde Euro. Kunden sollen mit den Programmen Abläufe vereinfachen können und Geld einsparen.

Doch die Walldorfer müssen wohl weiter Überzeugungsarbeit leisten, wenn es um die Cloud geht: Laut einer Umfrage der mächtigen SAP-Anwendervereinigung DSAG von Mitte vergangenen Jahres sind die Vorbehalte gegenüber "Rise" vor allem im deutschsprachigen Raum weiter beträchtlich. Zum Zeitpunkt der Befragung unter Mitgliedern wollten dort damals nur zehn Prozent die Nutzung des Produktbündels in Betracht ziehen. Immerhin war die Bereitschaft im wichtigen nordamerikanischen Markt etwas größer.

Doch 2025 will Klein mit SAP in der Cloud einen Umsatz von mehr als 22 Milliarden Euro erzielen, und in diesem Jahr dürften es erst gut 9 Milliarden Euro sein. Großzukäufe wie unter McDermott soll es dafür eigentlich nicht mehr geben. Doch die hatte auch Kleins Vorgänger immer wieder ausgeschlossen - bis sich eben doch wieder eine Gelegenheit bot.

Die Bilanz der Zukäufe ist ohnehin durchwachsen. Der Reisekostendienstleister Concur kam in der Pandemie schwer in die Bredouille - weil es wegen fehlender Geschäftsreisen kaum Spesen zum Abrechnen gab und die Umsätze nur fließen, wenn auch etwas abgerechnet wird. Den von McDermott einst vollmundig im Kampf gegen den US-Rivalen Salesforce in Stellung gebrachten Marktforscher und Datensammler Qualtrics brachte SAP vergangenes Jahr zum Teil in den USA an die Börse, auch weil die Amerikaner von der Firmenkultur her nicht so zum biederen Walldorfer Umfeld passten und mehr Beinfreiheit brauchten.

Ob Christian Klein nun Antreiber oder eher Getriebener ist, wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren zeigen, denn die Konkurrenz sitzt dem deutschen Vorzeigekonzern im Nacken. Der Status des Weltmarktführers für Unternehmenssoftware droht dem zweitwertvollsten deutschen Börsenkonzern jedenfalls wegen harter Konkurrenz abhanden zu kommen.

In der Domäne der Deutschen, den Programmen für die interne Betriebssteuerung (ERP - Enterprise Resource Planning) rund um Finanzen, Material oder Personal, baut etwa Erzrivale Oracle sein Angebot mit den Programmen Fusion und Netsuite aus. Auch Softwareriese Microsoft macht sich hier zunehmend breit.

Bei der Steuerung von Vertriebsteams und von Kundenbeziehungen (CRM) ist der Cloud-Pionier Salesforce Platzhirsch. Die Kalifornier dürften mit ihren mittelfristigen Wachstumsplänen SAP beim Umsatz schon bald überrunden. In der Analyse und Verbesserung von Geschäftsprozessen setzen unter anderem die Münchener von Celonis dem Konzern zu. Das erst gut zehn Jahre alte Unternehmen wurde in einer Finanzierungsrunde im Sommer mit mehr als zehn Milliarden Euro bewertet.

Die Analysten:

SAP legt am 27. Jänner seine Jahreszahlen vor. Üblicherweise halten die Walldorfer aber nicht lange mit Eckdaten hinter dem Berg, zumal das Unternehmen die Quartalserwartungen zuletzt im Großen und Ganzen schlagen konnte. Analysten gehen laut dem vom Unternehmen beauftragten Stimmungsbild davon aus, dass der Erlös im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 3 Prozent auf 7,75 Milliarden Euro zulegen konnte. Der Cloudumsatz als Teil davon sollte sogar um fast ein Viertel auf 2,52 Milliarden Euro angezogen haben.

Mehr zur Aktie und den Analysten gibt's im Börse Express-PDF vom 10. Jänner 2022.

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