Rheinmetall als „World-Wide-Player“: Rüstungsunternehmen will USA Konkurrenz machen

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Stand: 06.05.2024, 18:00 Uhr
Von: Lars-Eric Nievelstein
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Die Rüstungsindustrie boomt. Rheinmetall reicht das nicht. Ein europäischer Player müsse her, um in Konkurrenz mit US-Unternehmen zu treten.
Düsseldorf – Die westlichen Industrienationen rüsten auf, seit Russland den Ukraine-Krieg entfacht hat. Hinzu kommen die wachsenden Spannungen in Asien durch China und der Konflikt im Gaza-Streifen. Die Nachfrage nach Panzern, Flugzeugen und insbesondere Munition ist so hoch wie seit langem nicht mehr. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat dadurch einige lukrative Aufträge erhalten. Die Düsseldorfer wollen mehr.
Große Ambitionen für Europa – Rheinmetall fordert europäisches Systemhaus
Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat größere Pläne. Ein europäischer Rüstungsgigant, der es mit den US-amerikanischen Schwergewichten aufnehmen kann, müsse her. „Ich glaube, dass es sinnvoll wäre, ein europäisches Systemshaus zu gründen“, sagte Papperger vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV), wie Reuters berichtete. Ein solches Systemhaus sollte einen Umsatz von 30 bis 35 Milliarden Euro erzielen und „auf Augenhöhe mit amerikanischen Konzernen agieren“.

Rheinmetall könnte eine führende Rolle in diesem Vorhaben spielen. Der Konzern hat in der Vergangenheit bereits andere Unternehmen übernommen, darunter den spanischen Munitionshersteller Expal. Allerdings gibt es nicht mehr viele große Player auf dem Markt. In Italien existiert noch Leonardo und in Frankreich KNDS. „Wir wollen ein World-Wide-Player werden und das können wir zurzeit aufgrund des guten Cash-Flows aus eigener Kraft“, erklärte Papperger. Auf die Frage, ob Gespräche mit Thyssenkrupp Marine Systems geführt werden, verneinte der Rheinmetall-Chef.
Große Profite an der Aufrüstung – Rheinmetall rechnet mit zehn Milliarden Euro Umsatz
Rheinmetall erwartet aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine und der daraus resultierenden Aufrüstung der NATO-Staaten weiter steigende Gewinne. „Wir werden dieses Jahr zehn Milliarden Euro Umsatz machen“, prognostizierte Papperger. „Ich erwarte, dass wir Ende des Jahres etwa 60 Milliarden Euro Auftragsbestand haben.“ Rheinmetall plant auch in den USA zu expandieren. Der Konzern bemüht sich derzeit um einen Auftrag für die Entwicklung des Nachfolgers des Bradley-Schützenpanzers. Dieser Auftrag könnte mehr als 45 Milliarden US-Dollar wert sein.
Zudem ist Rheinmetall an den deutsch-französischen Plänen für den Bau eines gemeinsamen Panzer-Systems beteiligt. Neben Rheinmetall und dem französischen Konzern Thales ist auch KNDS beteiligt, wie das Portal Capital berichtete. Die Düsseldorfer arbeiten an den Basistechnologien des Turms. Es wurde von einer „Revolution des Landkampfes“ gesprochen.
700.000 Geschosse pro Jahr geplant – Rheinmetall legt Wachstumsturbo ein
Rheinmetall hat seine Produktion aufgrund des Kriegs in der Ukraine stark erhöht. Bis 2025 plant der Konzern, bis zu 700.000 Artilleriegeschosse pro Jahr herzustellen, wie er im März mitteilte. Um dieses Ziel zu erreichen, baut er seine Standorte aus. Eine neue Munitionsfabrik in Niedersachsen soll beispielsweise pro Jahr bis zu 200.000 Artilleriegranaten produzieren. Für 2024 ist ein beschleunigtes Wachstum geplant.
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Das Portfolio von Rheinmetall umfasst Artillerie, Flugabwehr, Lastwagen, Munition und Panzer. Der Rüstungsgigant hat kürzlich einen Auftrag über 2,7 Milliarden Euro mit dem Bund abgeschlossen: Er soll 123 neue Radpanzer liefern. Die Auslieferung ist für den Zeitraum 2025 bis 2030 geplant. Allerdings gewinnt auch Rheinmetall nicht jeden Auftrag - erst im April wurde bekannt, dass der Zuschlag für neue Spähpanzer an die Konkurrenz ging. (Laernie mit Reuters)